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Freitag, 18. Februar 2022

Lieber Charlie Chaplin, Du hast Dich geirrt.?


Als Coach, Mentor und Speaker bewegt man sich, wie in jedem anderen Beruf oft in einer „Bubble“, in einer Filterblase. Was jetzt gar nicht despektierlich gemeint ist, sondern lediglich einen Zustand beschreibt, der sich einstellt, wenn man mit Menschen zusammen ist, die eine Große Anzahl von Interessen teilen.

Ich bin in verschiedenen Facebook-Gruppen, die sich mit Coaching und Persönlichkeitsentfaltung beschäftigen, da man ja natürlich auf dem Stand der Dinge bleiben möchte. Da ich bewusste eine ganzheitliche Ausbildung zum Coach gemacht habe, um ein „Big Picture“ von den Motiven von Menschen und auch von Tools zu bekommen mit denen man „Hilfe zu Selbsthilfe“ leisten kann, ist auch hier eine gewisse „Denkschule“ verbreitet.

Nun habe ich den Großteil meines bisherigen Lebens in anderen Filterblasen, wie z.B. 35 Jahre in der Automatisierungstechnik, 20 Jahre bei Bündnis 90/Grüne, später 4 Jahre in der FDP und 45 Jahre in der Elektrotechnik verbracht und diese Eindrücke haben eine relativ ausgewogene Mischung aus Überzeugungen wachsen lassen.

Im Jahr 1982 war ich zum Beispiel (als Kriegsdienstverweigerer) mit 500.000 Friedensbewegten in Bonn, um gegen die Nato-Nachrüstung zu demonstrieren.
In dem guten Glauben, wir könnten so den 3. Weltkrieg verhindern. Aus meiner heutigen Perspektive hat die Nachrüstung den Frieden gesichert. Weil man Machtmissbrauch nur mit Machtdemonstration entgegnen kann.

Wer mich kennt, weiß das ich ein großer Freund von Zitaten und Sinnsprüchen bin. Für mich haben solche Aphorismen etwas magisches, weil viele von diesen Texten eine Menschenübergreifende Überzeugung in 1-3 Sätzen zusammenfassen.

Einer der das mit höchstem Niveau geschafft hat war der einzigartige Charlie Chaplin. Sätze wie: 
„Ideale sind das Schönste und Größte und Wertvollste im Leben – außer, wenn wir versuchen, danach zu leben“ 
sind für mich geradezu Perlen der Philosophie. 

Eines seiner Zitate jedoch, erregt bei mir außerordentliches Unbehagen. Seine Einstellung zur Macht, die in großen Teilen unserer Gesellschaft auf Resonanz stößt.

„Macht brauchst du nur, wenn du etwas Böses vorhast. Für alles andere reicht Liebe, um es zu erledigen.“
* Sir Charles Chaplin

Man möchte ihm im ersten Moment uneingeschränkt zustimmen. Natürlich ist Liebe schöner als Macht. Auf den 2. Blick wird hier aber eine zentrale Erkenntnis aus meinem Leben ad absurdum geführt. Nämlich, dass man Machtmissbrauch nur mit Machtdemonstration entgegnen kann.

Ich erinnere nochmal an die Einsicht von Albert Einstein
„Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.“ — Albert Einstein.

Ich teile diese Erkenntnis und gehe noch einen Schritt weiter. Wenn jeder Mensch in seine Macht ginge, dann wäre jeder Machtmissbrauch beendet. Die praktische Anwendung Spieltheorie und des WIN/WIN-Prinzips (Nash-Gleichgewicht) empfiehlt, eine Doppelgewinn-Strategie zu verwenden, wenn die gegnerische Partei signalisiert, dass sie sich auf einen Konsens einlassen möchte. Fehlt dieses Signal, wird eine Nicht-Kooperative-Strategie empfohlen. Also die Demonstration von Macht.

Ein zweiter Begriff, der aus meinem Dafürhalten zu Unrecht in Misskredit geraten ist, ist das Ego (lat. Ich). Ganze Horden von Kollegen würden dieses Ego am liebsten mit aller Macht einreißen.

Gemach, gemach. Selbst der Egoismus also die Eigenliebe ist kein Geburtsfehler, den es zu eliminieren gilt. Auch wer nicht an Gott glaubt kann mit dem Satz „liebe Deinen Nächsten, WIE DICH SELBST“ eine Menge anfangen. Und er impliziert, dass die Nächstenliebe ohne die Eigenliebe schlechterdings gar nicht möglich ist. 

Egotismus, pathologische Egozentrik, dissoziale Persönlichkeitsstörung oder eine narzisstische Persönlichkeitsstörung, also alles Dinge, die eine F-Nummer der ICD10 haben, laufen auf einem völlig anderen Level ab. Wir sollten also vorsichtig sein, dass wir Menschen nicht ungerechtfertigt denunzieren und stigmatisieren.

Ich behaupte, wir werden regiert, wie wir es verdient haben (wenn auch unter den Möglichkeiten), wir werden schlecht behandelt, weil es sich bewährt hat und wir leben das Leben, dass uns zusteht, weil wir es zulassen. 

Klingt hart und tut weh, aber das ist meine Erfahrung zum Thema Macht.

Bleiben Sie Wissenshungrig.

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